Discussion:
Kußszenen
(zu alt für eine Antwort)
percy brauch
2003-07-15 12:26:54 UTC
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einige Kußszenen (...)
Hat jemand ein paar Tipps für mich?
Seltsam. Das sollte doch jeder Schauspieler gelernt haben, oder?
Meine Version des Theater- oder Filmkusses:

Beide Partner neigen den Kopf leicht zur gleichen Seite (d.h. Partner A von
sich aus z.B. nach rechts, dann muss Partner B den Kopf auch von sich aus
nach rechts neigen). Sonst sind einem die Nasen im Weg.

Lippen aufeinander (das lässt sich nun wirklich nicht vermeiden), wobei man
den Mund leicht offen lässt (besonders schamhafte können ihn auch
schliessen, aber dann müssen die Lippen ganz entspannt sein. Bitte keinen
"Kussmund" machen!). Egal wie, bitte locker im Gesicht sein.
Wenn dann die Lippen aufeinander sind, dann, und das ist der Unterschied,
lässt man die Zunge bitte im Mund. Und zwar im eigenen.
Dann bewegt man etwas (ETWAS!) den Unterkiefer und ganz leicht den Kopf.

Kür:
-Augen schliessen.
-Leichte (leichte!) Laute von sich geben.
-Handspiel

Feddich is die Laube.

Wo probiert ihr?
Soll ich mal zeigen kommen? ;-)

HTH
--
percy brauch - ***@yahoo.de - www.percybrauch.de
Harald Effenberg
2003-07-15 13:03:03 UTC
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Ich inszeniere gerade mein erstes Stück. Es heißt "Sex im sechsten
Stock" von John Patrick. Nun sind in dem Stück, wie der Titel ja auch
vermuten lässt, einige Kußszenen. Meine Schauspieler haben da noch so
ihre Probleme und ich suche nach Wegen, wie ich Ihnen über die ersten
Hürden hinweg helfen kann. Hat jemand ein paar Tipps für mich?
Unsere Schauspielschuldirektorin - Gott hab' sie selig - sagte in
solchen Fällen immer: "Hier steht, sie küssen sich, das ändern wir: Sie
legt den Kopf an seine Schulter." ;-)

Sag Ihnen einfach vorwurfsvoll: "Ich denke, Ihr seid Profis?"
Damit kriegt man Schauspieler meistens.

Viele Grüße
Harald
--
Imam bayildi:
http://www.effenberg.de/imam.htm
Vera Nentwich
2003-07-16 07:54:35 UTC
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Post by Harald Effenberg
Sag Ihnen einfach vorwurfsvoll: "Ich denke, Ihr seid Profis?"
Damit kriegt man Schauspieler meistens.
1000-Dank für die Tipps,

dass Problem ist wahrscheinlich, dass wir genau dass - Profis nämlich
- nicht sind. Ich habe gedacht, dass wäre durch meine laienhafte Frage
schon völlig klar gewesen. :-)

Wir proben übrigens in Viersen, genauer gesagt bei der Volksbühne
Viersen 1868 e.V.
Ich glaube, ich muss meinen Mitspielern erstmal einen Schnaps
einflössen, damit sie ihre Hemmungen verlieren.

Gruß,

Vera
Harald Effenberg
2003-07-16 08:59:59 UTC
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Post by Vera Nentwich
Ich glaube, ich muss meinen Mitspielern erstmal einen Schnaps
einflössen, damit sie ihre Hemmungen verlieren.
Ich habe schon erlebt, daß dieses pädagogische Mittel bei der
Probenarbeit durchaus erfolgreich eingesetzt wurde und die erzielten
Ergebnisse auch im nüchternen Zustand reproduzierbar waren.
Ich hätte mir damals nur gewünscht, unsere Regisseurin hätte sich nicht
ausgerechnet für Topinambur entschieden - bäh!

Toi-toi-toi
und viele Grüße
Harald
--
http://www.effenberg.de/gauklermaerchen.htm
Titus Bunge
2003-09-04 19:55:45 UTC
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Post by Harald Effenberg
Post by Vera Nentwich
Ich glaube, ich muss meinen Mitspielern erstmal einen Schnaps
einflössen, damit sie ihre Hemmungen verlieren.
Ich habe schon erlebt, daß dieses pädagogische Mittel bei der
Probenarbeit durchaus erfolgreich eingesetzt wurde...
Hallo,
bin zufällig rein geschäftlich hier. Aber mein Tip: Sollen sich ausziehen,
oder so. Richtig mal Fummeln. Kontaktspiele, so was. Wie bei Zadeck eben.
tb :-))
Harald Effenberg
2003-09-04 22:00:21 UTC
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Post by Titus Bunge
bin zufällig rein geschäftlich hier. Aber mein Tip: Sollen sich ausziehen,
oder so. Richtig mal Fummeln. Kontaktspiele, so was. Wie bei Zadeck eben.
Das Posting, auf das Sie sich beziehen, ist vom März.
Wahrscheinlich tauschen die betreffenden Schauspieler inzwischen ganz
unbefangen Mundwässer und Herpessalben aus.

Harald Effenberg
--
Gib einem Narren ein Buch und er wird sich einen wackeligen Tisch suchen...
(Christian von Aster)
Andreas Horbelt
2003-07-16 14:25:04 UTC
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Post by Vera Nentwich
Post by Harald Effenberg
Sag Ihnen einfach vorwurfsvoll: "Ich denke, Ihr seid Profis?"
Damit kriegt man Schauspieler meistens.
dass Problem ist wahrscheinlich, dass wir genau dass - Profis nämlich
- nicht sind. Ich habe gedacht, dass wäre durch meine laienhafte Frage
schon völlig klar gewesen. :-)
Hallo,

ich war ja auch mal als Laien-Regisseur tätig *grins

Hilfreich war immer der Trick mit dem Daumen zwischen den Mündern: Also
auf der dem Zuschauer abgewandten Seite den Arm heben, (gewaschenen)
Daumen zwischen die gierigen Lippen und dann, je nach gewünschter
Intensität, beherzt darauf herumkauen ;-)

Ansonsten kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass die hier
diskutierte Version Kussszene & Alkohol durchaus unterhaltsame
Auswirkungen auf die Gruppendynamik haben kann ;-)

Kiss on,

Andreas
Ebba B.Goodwin
2003-07-17 08:06:12 UTC
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Post by Vera Nentwich
Post by Harald Effenberg
Sag Ihnen einfach vorwurfsvoll: "Ich denke, Ihr seid Profis?"
Damit kriegt man Schauspieler meistens.
dass Problem ist wahrscheinlich, dass wir genau dass - Profis nämlich
- nicht sind.
Hallo Vera, hallo Gruppe,

jetzt mach ich auch mal den Mund auf, statt wie sonst still und leise in der
Ecke zu stehen und Euch zuzuhören. Bei Amateurtheater trau ich mich :-)

Auch bei uns (UniThater Karlsruhe) gibt es regelmäßig Schwierigkeiten beim
küssen. Aber ist die Hemmschwelle einmal überschritten, funktioniert es
immer wieder.
Meinen eigenen ersten Bühnenkuss fand ich auch nicht einfach. Wir spielten
damals (noch in der Schule) "Liebe und Anarchie" von Lina Wertmüller. Und
weil das in einem Bordell spielt, gab es viel Fummelei, die uns gar nicht so
leicht beizubringen war. Außerdem gab es einen (meinen) sehr langen
zärlichen Kuss, der dann zu gierigem Verlangen wurde.

Das wichtigste ist, wirklich zu _begreifen_ dass ein Bühnenkuss mit einem
Kuss eigentlich nicht viel gemein hat. Außer dass es gleich aussieht
natürlich.

Da finde ich Percys Anleitung schon sehr hilfreich. Beim echten Kuss bewegen
sich vor allem Lippen und Zunge. Das sieht man aber nicht und läßt es
deshalb bleiben. Stattdessen bewegt man beim gespielten Kuss eben nur den
Unterkiefer. Weil, das sieht man.
Und das läßt sich doch prima üben. Erstmal alle die Bewegung machen, dann
mit Kontakt. Also den eigenen Arm küssen, einander die Wangen küssen,
Gegenstände küssen und die Lippen küssen.

Das zweite was stimmen muss, ist Körperabstand und Körperarbeit. Denn wenn
ich küss, schmieg ich mich meistens auch an den Kusspartner an. Bei den
ersten Kussversuchen wird ja oft ein 'Sicherheitsabstand' eingehalten. Da
treffen sich dann die Lippen aber die Becken befinden sich soweit als
möglich voneinander entfernt :-)
Das übt sich auch ganz gut erstmal ohne Lippenkontakt. Meinetwegen mit dem
Kopf auf der Schulter des Partners. Probiert die Körperbewegung bei einem
zärlichen Kuss, bei gierigem Kuss, bei verschämtem Kuss, bei gelangweiltem
Kuss, bei forschendem Kuss...
Wie bewegen sich die Hände, das Becken, die Brust, die Beine, die Schultern?
Einfach mal fühlen und forschen.

Wenn dann beides klappt, Körperbewegung und Lippenkontakt, dann muss man das
nur noch gleichzeitig machen.

Und wenn bei den Proben mal wieder jemandem etwas peinlich ist, dann ruft
zum "allgemeinen Gruppenkuscheln". Fallt Euch mal alle in die Arme und
drückt und knuddelt Euch. Das entspannt die Atmosphäre und beseitigt die
Scheu voreinander.

Viel Erfolg,
Ebba,
Vera Nentwich
2003-07-18 08:50:01 UTC
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Danke Ebba,

für die konkreten Tipps. Ich habe jetzt erstmal für Montag eine
spezielle Probe für Kussszenen angesetzt und dann werden wir dieses
Thema mal knacken.

Ich werde berichten, wie es gelaufen ist.

Gruß

Vera

http://www.volksbuehne-viersen.de
percy brauch
2003-07-22 11:04:15 UTC
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Hi!
Auch Hi!
Ist das bei den Profis auch so schwierig oder machen die das einfach?
Die machen das einfach. Zumindest die meisten.
Wobei es immer wieder Kollegen gibt, die sich nicht beherrschen können (was
dann zu heftigen Abmahnungen führt).
Z.B. der ältere Kollege, der einer Berufsanfängerin die Zunge in den Hals
schob und das mit den Worten "das macht man am Theater so" garnierte.
Beim zweiten Mal hatte er dann eine Hand im Gesicht.

Seltsamerweise sind -laut einer vollkommen unrepräsentativen Beobachtung
meinerseits- Frauen die technisch besseren "Theaterküsser".
--
Gestern war nun die ominöse Spezialprobe. Ich hatte mir vorher eine
genaue Choreografie für die Kußszene überlegt und bin die dann auch
haarklein mit den Darstellern durchgegangen. Das hat geholfen, weil
denen gar nicht so bewusst war, dass sie sich küssen. Hat dann auch
gut geklappt. Die Hürde ist jedenfalls genommen. Bei den nächsten
Proben muss ich noch am Gefühl arbeiten, aber das kriegen wir auch
noch hin.
Den Antworten nach klingt es ja so, dass es auch nicht so trivial ist.
Ciao,
Vera
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